Corona Spezial

Das Coronavirus ist längst zu einer weltweiten Pandemie angewachsen. Neben den vielen tausend zu beklagenden Toten bleiben nach wie vor wesentliche Fragen unbeantwortet:

  • Wo kommt das Virus wirklich her?
  • Warum verlaufen Infektionen so völlig unterschiedlich?
  • Wie lange ist die echte Inkubationszeit?
  • Was passiert bei Wiederholungsinfektionen?
  • Wird es einen Impfstoff geben und wann?
  • Wie sollen die Länder damit umgehen?
  • Wie sind wir in Deutschland vorbereitet?

Chronologie Deutschland

Januar 2020

Datum

Kernaussagen

Quelle

22.01.

Die Gefahr für Deutschland durch das Corona-Virus werde von Fachleuten momentan als „sehr gering“ eingeschätzt, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn.

24.01.

„Wir nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber gleichzeitig auch mit kühlem Kopf“, sagte Spahn in den tagesthemen. „Wir stehen im täglichen Austausch mit Experten.“
Spahn meinte, es sei wichtig, die Krankheit einzuordnen.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Grippe, an der in Deutschland jedes Jahr bis zu 20.000 Menschen sterben. „Auch das ist eben ein Risiko, das wir jeden Tag haben.“

Bei der neuen Lungenkrankheit sei das Infektionsgeschehen im Vergleich dazu milder.

26.01.

„Deutschland ist gut auf einen Pandemiefall vorbereitet. Es gibt klare Pandemiepläne, regelmäßige Übungen sowie die Ressourcen, um schnell und effektiv zu reagieren“


„Nach allem, was wir wissen, überträgt sich das Coronavirus nur schwer von Mensch zu Mensch. Und der Krankheitsverlauf ist relativ moderat.“

Bärbel Bas, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und gesundheitspolitische Sprecherin, sagte der Zeitung: „Wir sind gewarnt und gut vorbereitet. Am Robert-Koch-Institut wurde eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die Informationen zusammenführt, verteilt und dokumentiert. So können schnell Maßnahmen ergriffen werden.“

Aus den Erfahrungen im Umgang mit dem SARS-Virus seien alle Voraussetzungen zur sicheren Versorgung sowie zur Nachverfolgung und Isolierung von Kontaktpersonen etabliert. „Darüber hinaus verfügen wir über ein effektives öffentliches Gesundheitswesen zum Schutz vor übertragbaren Krankheiten, was im internationalen Vergleich einen sehr hohen Standard hat.“

Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, warnte davor, die Gefahr zu übertreiben. „Gerade auch die Politik sollte aufpassen, dass sie keine Panikmache verbreitet.“ Für Infektionskrankheiten gebe es international, national und regional gute Strukturen. „Ich bin zuversichtlich, dass alle zuständigen Stellen entsprechende vorbereitende Maßnahmen treffen.“

27.01.

„Und wir bekommen auch einen Masern-Ausbruch in Deutschland mit deutlich milderen Maßnahmen in den Griff, als wir sie derzeit in China sehen.“

28.01.

Nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Spahn war zu erwarten, dass das Virus auch Deutschland erreicht. „Der Fall aus Bayern zeigt aber, dass wir gut vorbereitet sind“, erklärte er am Dienstagmorgen in Berlin. Nachdem sich der Verdacht bestätigt habe, würden jetzt auch die Menschen untersucht, mit denen der Patient engen Kontakt hatte. „Dadurch wird die Ausbreitung des Virus verhindert.“

31.01.

Mehr als 200 Tote, Infizierte in mehr als 20 Ländern – angesichts dessen hat die WHO den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Bei Maybrit Illner skizzierte ein Arzt Horrorszenarien zum Coronavirus. Der Gesundheitsminister hielt dagegen.
Zunächst wollte die Moderatorin wissen, wie ansteckend das Virus ist. „Eine gute Frage“, antwortet daraufhin Virologin Prof. Melanie Brinkmann ziemlich ehrlich. „Das wissen wir noch nicht.“ Das Problem sei momentan, dass man nicht genau wisse, wann eine Person ansteckend ist. Das sei offenbar auch ohne Symptome der Fall.
„Die Grippe ist wirklich ein Problem, denn wir haben Grippesaison.“ In der Tat seien deshalb die Intensivstationen ausgelastet.
Vor allem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wiederholt zurzeit fast schon gebetsmühlenartig: „Wir sind gut vorbereitet!“ („Ein Gesundheitssystem wie das unsere kann das!“).
Spahn will erneut kontern: „Ich verstehe die ganze Hektik und Herangehensweise nicht, die Herr Doktor Wimmer hier macht“ und tadelt weiter: „Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie in der Frage, wie Sie in der Wortwahl rangehen, das vielleicht etwas anders machen würden. Dafür finde ich die Situation zu ernst!“
Doch Wimmer sagt nur: „Die WHO ruft ja nicht mal eben einen globalen Notstand aus.“ Den habe sie bei Sars auch deshalb ausgerufen, weil sich das Krankenhauspersonal weltweit immer mehr infizierte. Und die Infektionszahlen von Sars seien mittlerweile durch das Coronavirus überschritten. „Das ist nichts, was man einfach so abtun kann.“

Februar 2020

Datum

Kernaussagen

Quelle

02.02.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte, die nun aufgetretenen Fälle zeigtene, dass es eine gute Entscheidung gewesen sei, die Rückkehrer gesammelt unterzubringen. Spahn rechtfertigte, dass auch die Partner und Kinder der deutschen Staatsbürger mit zurückgeholt worden seien. Durch enge Zusammenarbeit mit den Ländern wolle er Falschinformationen entgegenwirken, die zu Corona verbreitet würden. „Dafür ist aus meiner Sicht aber auch notwendig, dass wir immer dann informieren, wenn wir auch gesicherte Erkenntnisse haben. Es ist niemandem geholfen, wenn wir mit Halbwissen hausieren gingen, sondern immer dann, wenn wir gesicherte Erkenntnisse haben, über den Virus, über die Frage von Infektionen, über die Lage insgesamt geben wir sofort mit bestmöglicher Transparenz und Offenheit, wie halt jetzt eben auch hier in die Information rein. Wichtig ist aber eben auch, das sind immer Informationen auf dem Stand der Dinge. Das ist eine dynamische Lage.“

03.02.

Trotz anhaltender Klagen über Personalmangel im Gesundheitswesen sieht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Deutschland für einen etwaigen Anstieg der Coronavirus-Infektionen gut gerüstet.
„Für diese Situation jetzt haben wir Intensivstationen, ausreichend Isolierstationen und -zimmer und die Ausstattung, die wir brauchen“, sagte er dem ARD-Morgenmagazin.

„Wir haben ja gelernt aus den letzten Jahren.“ Spahn verwies auf vorausgegangene Epidemien wie SARS und EHEC und betonte „Selbst für eine Grippepandemie hätten wir Pläne in der Schublade“ – angesichts von zehn Coronavirusinfizierten in Deutschland könne man aber „noch lange nicht“ von einer Epidemie sprechen. „Das Problem an diesem Coronavirus ist, dass wir noch nicht abschließend alles über ihn wissen.“ Solange das Virus nicht abschließend erforscht sei, sei „größtmögliche Vorsicht“ geboten.


Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht Deutschland der Bedrohung durch das in China ausgebrochene Coronavirus gewachsen. Es sei aber nach wie vor unklar, wie sehr man sich auf die chinesischen Angaben verlassen könne, sagte er im „Deutschlandfunk“. Folglich solle bei allen Vorsichtsmaßnahmen die Unsicherheit „miteingepreist“ werden. Bislang seien in Deutschland im Umgang mit den Infizierten keine Fehler gemacht worden, sagte Lauterbach.

04.02.

„Eine angemessene Reaktion auf das Virus kann nur international und europäisch abgestimmt erfolgen“

05.02.

„Davon hängt auch die Frage von möglichen Einreisebeschränkungen ab, oder zumindest intensiveren Befragungen bei der Einreise“, sagte Spahn.
Buzyn betonte, die EU-Minister müssten sich mit der Frage schärferer Einreisekontrollen befassen. „Wir brauchen eine abgestimmte Haltung im Schengen-Raum“, betonte sie. „Es macht keinen Sinn, wenn ein Land alleine solch eine Entscheidung fällt, denn die Bürger können sich ja frei bewegen.“

12.02.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält die Gefahr durch das Coronavirus nicht für gebannt, sieht Deutschland aber gut gerüstet. Aktuell seien hierzulande 16 Menschen infiziert, sagte er in einer Aktuellen Stunde im Bundestag, sie seien isoliert, würden behandelt, und ihr Umfeld werde engmaschig betreut.

Stand jetzt sei es gelungen, eine schnelle Ausbreitung des Virus in Deutschland zu verhindern. Damit habe man Zeit gewonnen, das Virus zu analysieren

12.02.

Spahn zweifelt an Corona-Daten aus China
Gesundheitsminister Jens Spahn äußert Kritik an den aktuellen Corona-Daten aus China. Es gebe womöglich abseits der offiziellen Statistik Tausende weitere Infizierte, die aber nicht erfasst würden.
„Wenn man über die Frage von Sterblichkeitsraten und Komplikationsraten spricht mit Blick auf den Zahlen, die wir aus China bekommen, dann sind die, wie ich finde, sehr, sehr zurückhaltend dann tatsächlich auch zu nutzen, weil wahrscheinlich die Zahl der Infektionen deutlich größer sein dürfte als das, was tatsächlich in der Statistik sich wiederfindet. Was dann aber auch zeigt, dass es offensichtlich Verläufe gibt, die eher so milde sind, dass sie es gar nicht dann bis zu einer statistischen Aufnahme schaffen.“

12.02.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht die Lage wegen des Coronavirus in Deutschland „unter Kontrolle“.

Die Situation zeige, „dass wir uns gut vorbereitet haben und sehr vorsorglich damit umgehen“, sagte er.

Er könne aber nicht sagen, „wie es sich in den nächstes Tagen und Wochen entwickelt“.

13.02.

Die Arzneimittelproduktion zurück nach Europa zu holen, werde aber dauern, so Spahn. „Das ist eher ein Marathon als ein Sprint.“ Da chinesische Hersteller wegen der Corona-Epidemie nicht liefern können, könnten die Vorräte an lebensnotwenigen Medikamenten knapp werden. Es sei „nicht auszuschließen, dass sich das noch mal in den nächsten Wochen verschärft.“

13.02.

Die EU sieht in Sachen Coronavirus keinen Grund zur Panik


Einziges Thema: Ist die EU gut genug gegen das Coronavirus gerüstet? „99 Prozent der Infektionen treten in China auf. Innerhalb der EU gibt es nur wenige Krankheitsfälle“, beruhigte
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. 15 Verdachtsfälle in Deutschland, elf in Frankreich, drei in Italien.

„Die Kliniken sind vorbereitet, die Labore arbeiten koordiniert an Gegenmitteln“, bestätigte der kroatische Gesundheitsminister Vili Beros, der als Vertreter der halbjährlich wechselnden EU-Ratspräsidentschaft das Dringlichkeitstreffen leitete.

16.02.

In China gibt es mittlerweile mehr Todesfälle durch das Coronavirus, als durch die SARS-Pandemie (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) 2003. Landesweit gibt es am Sonntag, den 16.02.20, nun rund 73.000 Infizierte mit SARS-CoV-2. Experten vermuten allerings eine hohe Dunkelziffer. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie.

17.02.

Spahn: Es ist uns gelungen, Infektionsketten schnell abzubrechen, wenn wir in Deutschland Infektionen haben.

17.02.

Zwei Tage nach dem Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister setzt Jens Spahn erste Beschlüsse um: Flugreisende aus China werden jetzt umfassender befragt.

21.02.

„Bei maximaler Auslastung aller verfügbaren Krankenhausbetten und einer Isolationsdauer infizierter Patienten von etwa zwei Wochen können in Deutschland theoretisch fast zwei Millionen Patienten im Jahr versorgt werden. Tatsächlich ist es aber nur ein Drittel davon, wenn die Patienten in Einzelzimmern isoliert werden müssen. Das führt zu einer durchschnittlichen Aufnahmekapazität von einem Patienten pro Tag und Krankenhaus“, so Mühlbauer.


„Zusätzliches Personal ist faktisch nicht zu beschaffen.“

24.02.

«Deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann», sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin.


Spahn sagte auf die Frage, ob auch in Deutschland ganze Städte abgeriegelt werden könnten, theoretisch sei vieles denkbar. Notwendig sei so ein Schritt nicht. «Von der Absage von Großveranstaltungen (…) bis zum kompletten Abriegeln ganzer Städte gibt es ja auch noch viele Zwischenstufen.»


Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus aber nach einer neuen EU-Einschätzung für Europäer derzeit «niedrig bis moderat». Alle bisher berichteten Fälle in der Europäischen Union hätten klare epidemiologische Verbindungen, erklärte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).

https://www.goslarsche.de/welt/brennpunkte_artikel,-Corona-Fehlalarm-legt-Zugverkehr-am-Brenner-lahm-_arid,1498043.html

24.02.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach vor diesem Hintergrund von einer geänderten Lage in Europa.

Die Epidemie sei nun jetzt auch hier angekommen. Es sei auch möglich, dass sich das Virus in Deutschland ausbreiten werde – man sei aber bestmöglich vorbereitet.

„Wir bleiben unserer Handlungsmaxime treu“, sagte Spahn. „Wir bleiben aufmerksam, wir bereiten uns vor, wir reagieren aber auch angemessen und verhältnismäßig. Wir setzen weiterhin auf sehr transparentes und offenes Vorgehen.“ Man müsse sich vor allem mit den an Italien angrenzenden Ländern wie Österreich, Slowenien, Frankreich und der Schweiz eng austauschen.

Der Staat tue alles, um die Bürger zu schützen, so Spahn. „In Zeiten wie diesen muss der Staat funktionieren.“

24.02.

 „Grundsätzlich lassen sich keine Maßnahmen ausschließen, gleichzeitig stellt sich immer die Frage der Verhältnismäßigkeit.“

26.02.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht Deutschland „am Beginn einer Coronavirus-Epidemie“. Wie der Minister mitteilte, erwartet er eine deutlich stärkere Verbreitung des neuartigen Virus in Deutschland. „Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist eine neue Qualität – nicht nachzuvollziehen“, erklärte Spahn in Berlin. Es gäbe eine Vielzahl an Personen, die mit Erkrankten Kontakt hatten. Spahn rief die Bürger zu Wachsamkeit auf, warnte aber zugleich vor Panikmache.

Vor diesem Hintergrund sei es fraglich, ob „unsere bisherige Strategie, das Virus einzugrenzen und Infektionsketten zu beenden, auch weiterhin aufgeht“, so Spahn.

Er habe die Gesundheitsminister der Länder in einer Telefonkonferenz aufgefordert, ihre Landespandemiepläne „zu aktivieren und ihr mögliches Inkrafttreten vorzubereiten.“
Lieber solle bei vorhandener Symptomatik oder bei Verdacht ein Test mehr gemacht werden, als einer zu wenig.

Für Reisen sieht Spahn jedoch zurzeit keine Beschränkungen: Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen oder verhältnismäßig.

26.02.

Er habe die Gesundheitsminister der Länder in einer Telefonkonferenz aufgefordert, ihre Pandemiepläne „zu aktivieren und ihr mögliches Inkrafttreten vorzubereiten“, sagte Spahn. „Die Lage hat sich leider in den letzten Stunden geändert, das muss man leider sagen“, fügte der Minister hinzu.

28.02.

Der Landrat des betroffenen Kreises Heinsberg erklärte, dass das Ehepaar in den vergangenen zwei Wochen eine „unendliche Vielzahl von Kontakten“ gehabt habe. Nebenbei ist die Frau noch Kindergärtnerin. Und einer der durch sie Infizierten war danach im brandenburgischen Baderessort „Tropical Island“. Das alles klingt wie eine Laborsituation mit der Aufgabe, einen Virus möglichst effektiv zu verbreiten. Enge Menschenansammlungen, eine Höchstrate an oft intensiven Sozialkontakten, hohe Mobilität von potenziellen Virusträgern, schlechte hygienische Rahmenbedingungen: Als Krankheitserreger kann man sich in Deutschland kaum eine bessere Jahreszeit aussuchen können als die fünfte. Und keinen besseren Ort als die Karnevalshochburgen im Rheinischen.

März 2020

Datum

Kernaussagen

Quelle

01.03.

Im Interview der Woche des Dlf sagte Spahn, der Bund müsse etwa bei der Unterbringung von Menschen in zentraler Quarantäne eine stärkere Rolle spielen können. Das habe sich zum Beispiel nach der Evakuierung von Deutschen aus der betroffenen Stadt Wuhan in China gezeigt. Er habe auch den Eindruck, dass es eine sehr unterschiedliche Praxis in den Ländern sowie in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bei der Übung von Maßnahmen nach vorhandenen Pandemie-Plänen gebe.

02.03.

Spahn zu Coronavirus: „Alles, was die Ausbreitung reduziert, ist sinnvoll“
Zudem hält Spahn die Empfehlung in Baden-Württemberg für richtig, dass Kinder und Lehrer zu Hause bleiben sollen, in die einem Risikogebiet – etwa in Norditalien – Urlaub gemacht haben. Generelle Schulschließungen seien jedoch nicht nötig. Die Behörden vor Ort müssten in der jeweiligen Situation entscheiden, da die Zuständigkeit bei ihnen liege.

Es müsse alles getan werden, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

02.03.

Der CDU-Politiker sagte in Berlin, auch die generelle Absage von Großveranstaltungen oder die Schließung von Unternehmen sei nicht verhältnismäßig. Es zähle immer der Einzelfall. Spahn verteidigte, dass der Karneval in Deutschland nicht pauschal abgesagt wurde. Dabei verwies auf die damals geringe Zahl von Infektionen.

Der Gesundheitsminister wandte sich zudem gegen die Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland. Ein solcher Schritt könne etwa dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche aus China staatlich ausgeflogen werden müssten. Man müsse stets die Folgewirkungen von Maßnahmen mitbedenken: „In dem Moment, wo Sie eine Stadt unter Quarantäne stellen, hat das für die Patienten, die einen Schlaganfall haben, die einen Herzinfarkt haben, die Medikamente brauchen jeden Tag, ja auch wieder Folgen.“

04.03.

„Aus der Coronavirus-Epidemie in China ist eine weltweite Pandemie geworden“, sagte Spahn, „der Höhepunkt der Ausbreitung ist noch nicht erreicht“. Die Lage sei von Ort zu Ort aber sehr unterschiedlich.
Ihm sei wichtig, zu sagen, was kommen könne, damit alle darauf vorbereitet seien, sagte Spahn. Noch könne aber niemand eine abschließende Bewertung des Virus abgeben. Das deutsche Gesundheitssystem sei gut gewappnet für den Kampf gegen die Epidemie.
Spahn betonte nochmals: „Die Sicherheit der Bevölkerung geht im Zweifel vor. Auch vor wirtschaftlichen Interessen.“

05.03.

Ärzte: „Wir brauchen dringend Hilfe“


Die „medizinische Situation im Kreis Heinsberg eskaliert und nimmt bedrohliche Ausmaße an“, heißt es in dem Brief, der am Dienstag bekannt wurde und auch vom Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) unterschrieben ist.
Ein Zusammenbruch der medizinischen Versorgung an der Basis und in den Krankenhäusern sei nicht mehr auszuschließen. „Wir brauchen dringend Hilfe (…)“,
Die Belastung durch verunsicherte Patienten sei enorm. Die Versorgung der niedergelassenen Ärzte mit Schutzmasken sei katastrophal. Der Handel liefere nicht mehr. Die kleine Lieferung durch das NRW-Gesundheitsministerium sei sofort vergriffen gewesen. In den Praxen sei so gut wie nichts angekommen.

„Wir brauchen ganz dringend entsprechende Schutzmaterialien, da wir zurzeit unter Gefährdung der Gesundheit von Ärzten und Mitarbeitern arbeiten“, hieß es in dem Brief.

05.03.

Die Deutschen stehen dem Coronavirus nach wie vor mehrheitlich gelassen gegenüber: Bei 76 Prozent der Bürger ist die Sorge, dass sie oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken könnten, weniger groß beziehungsweise klein. Im Vormonat gaben das noch 89 Prozent an. Bei knapp einem Viertel ist die Sorge entweder groß (17 Prozent, plus 10 Punkte im Vergleich zu Februar) oder sehr groß (6 Prozent, +3).

06.03.

Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Bürger aufgerufen, Covid-19-Risikogebiete zu meiden. Auf nicht notwendige Reisen in besonders betroffene Regionen in Italien, aber auch in Nordrhein-Westfalen sollte man verzichten, sagte Spahn am Freitag am Rande eines EU-Treffens in Brüssel. Die Grenzen in der Europäischen Union sollten aber offen bleiben.

Der CDU-Politiker appellierte auch an die Bürger, sich nicht mit Masken oder Schutzkleidung einzudecken, sondern diese für Ärzte und Pflegekräfte zu lassen.

07.03.

Kassenarztchef Andreas Gassen hat scharfe Kritik an wiederholten Rufen nach „Corona-Schulferien“ geübt. „Bei wenigen Hundert Infizierten in Deutschland wären bundesweite Schulschließungen eine hysterische Überreaktion“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ zur aktuellen Situation. In Italien sei die Lage mit 3000 Infizierten und 110 Toten eine ganz andere. „Dort gab es die Notwendigkeit zu reagieren.“

Ob die Schließungen in Italien die richtige Entscheidung gewesen sei, werde sich zeigen, sagte Gassen. „Aber mit der Situation in Deutschland und in anderen europäischen Ländern ist das nicht vergleichbar.“ Entschieden stellte sich der KBV-Chef auch gegen Forderungen nach einem Verbot von Großveranstaltungen.

Charité-Chefvirologe Christan Drosten hingegen schlägt andere Töne an, ebenfalls in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der Virologe fordert zur Eindämmung des Virus ein Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern. „Die Schweizer sagen alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen ab. Eine solche bindende Obergrenze wäre auch für Deutschland extrem hilfreich“, das würde auch den Veranstaltern Rechtssicherheit geben, sagte der Forscher. „Volle Stadien mit Zehntausenden von Fans – gerade in Gegenden wie dem vom Coronavirus jetzt stark betroffenen Rheinland – müssten aus medizinischer Sicht eigentlich gestoppt werden“, mahnte Drosten.

Er warnt vor einer verheerenden Corona-Welle nach dem Sommer und fordert eine sofortige Aufstockung der Intensivbetten. „Im Herbst wird es kritisch, das ist klar. Dann wird es in den Kommunen zahllose unerkannte Fälle geben, weil die Gefahr im Sommer aus dem Blick gerät“, sagte der Direktor der Charité-Virologie. Die Ansteckungsgefahr steige dramatisch. „Ich erwarte dann eine schlagartige Zunahme der Corona-Fälle mit schlimmen Folgen und vielen Toten.“

08.03.

„Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden.“ Von solchen Absagen betroffen sein könnten unter anderem Sportveranstaltungen, Messen und Konzerte. Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen. „Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen.“

Der Weltärztebund begrüßte die Empfehlung als „völlig richtig“. „Man kann nicht Fußballspiele mit 35.000 Besuchern stattfinden lassen, als wäre nichts geschehen“, sagte Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montag). Wenn man wirklich daran interessiert sei, den Erreger einzudämmen, müsse man dazu raten, solche Veranstaltungen abzusagen und sie nicht zu besuchen, so Montgomery weiter.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine sofortige Absage aller Großveranstaltungen in Deutschland. „Jeder, der jetzt nicht solche Veranstaltungen verbietet, muss sich in ein paar Wochen fragen lassen, ob er nicht für eine neue Welle an Infektionen und Todesfälle verantwortlich ist“
Zudem müsse es dringend an allen Schulen regelmäßige und massenhafte Stichproben-Tests geben, um zu erfahren, wie viele Kinder infiziert seien. Schließlich breche bei jüngeren Infizierten die Krankheit nicht aus, sie seien aber ansteckend.

Spahn sagte am Sonntag zum Thema Großveranstaltungen: „Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen.“ Er sei sich bewusst, welche Folgen das für Bürgerinnen und Bürger oder Veranstalter habe. Klar sei aber, dass die Gesundheit vorgehe. „Ich ermuntere auch jeden Einzelnen: Wägen Sie ab, was Ihnen im eigenen Alltag so wichtig ist, dass Sie darauf in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht verzichten wollen – sei es der Clubbesuch, die Geburtstagsfeier im familiären Kreis oder die Vereinssitzung.“

08.03.

Wegen zunehmender Coronavirus-Infektionen in Deutschland empfiehlt Gesundheitsminister Jens Spahn, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. Zurzeit geschehe dies aus seiner Sicht immer noch zu zaghaft.

Das Robert-Koch-Institut rät zum regelmäßigen Händewaschen und zum Einhalten der „Niesetikette“. Vom Gebrauch von Atemschutzmasken raten die Experten ab und auch Desinfektionsmittel im Alltag seien unnötig. „Wasser und Seife reicht“, sagt Vizepräsident Lars Schaade. Gesichtsschutz hält er ebenfalls für ungeeignet. „Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass das irgendeinen Sinn hat.“ Der Deutsche Lehrerverband lehnte flächendeckende Schulschließungen ab.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung aktuell als „mäßig“ ein. Eine weltweite Ausbreitung des Erregers sei zu erwarten. Diese Einschätzung könne sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewählte Grenze von 1000 Teilnehmern sei aus seiner Sicht jedoch fraglich. Er sei „eher bei 100 bis 200“ Teilnehmern als Obergrenze.
Mit Blick auf die Corona-Situation in Italien zeigte sich Montgomery hingegen besorgt. Niemand wisse derzeit, warum die Menschen dort „sterben wie die Fliegen“.

12.03.

„In dieser Zeit ist es wichtig, dass Bund und Länder gut zusammenarbeiten“, so Spahn.

Ein wichtiger Beschluss der Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder war, dass sich die Krankenhäuser in Deutschland auf den erwartbar steigenden Bedarf an Intensiv- und Beatmungskapazitäten zur Behandlung von schweren Atemwegserkrankungen durch  COVID-19 konzentrieren.

…fordert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn alle Rückkehrer aus diesen Ländern auf, zu Hause zu bleiben.