Hochwasserkatastrophe

Bereits 58 Todesopfer. 165.000 Menschen ohne Strom. Die Hochwasserkatastrophe hat Landstriche und finanzielle Existenzen verwüstet.
Das ist die bisherige Bilanz – eine vorläufige Bilanz, weil noch vieles in den betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unübersichtlich bleibt.
 
Wir haben das Ausmaß der Katastrophe bisher noch gar nicht kennengelernt. Was aber bisher durchsticht, macht nicht nur betroffen, sondern auch fassungslos.
 
Regional gibt es augenscheinlich sehr unterschiedlich aufgestellte Hilfsmöglichkeiten.
Im westlichen Rhein-Sieg-Kreis sind einige Orte immer noch isoliert, die Situation ist komplett unbekannt, die Einwohner ohne Strom, ohne Kontakt zur Außenwelt. Der einzige Service: eine überlastete Notfallnummer. Nach Rückmeldungen von Einwohnern erlebt man die Kreisverwaltung als überfordert.
 
Viele Bewohner der Region wissen nicht, wo ihre Angehörigen sind, wie es ihnen geht und wie sie diese kontaktieren können.
Menschen, die wegen eines drohenden Bruchs der Steinbachtalsperre evakuiert werden sollen, sitzen immer noch fest – obwohl seit Mitternacht (!) der Beschluss feststeht, die Leute vorsichtshalber rauszuholen.
 
Offensichtlich mangelt es dort an Rettungskräften, an tatkräftigen Händen, an Material und an Organisation.
 
Jene Rettungskräfte, die schon vor Ort sind, leisten Unfassbares, man wird ihnen nie genug danken können und wir werden mit ihnen auch um den Verlust ihrer Kameraden trauern.
Ein befreundeter Feuerwehrmann, welcher derzeit im Kreis Mettmann eingesetzt ist, berichtete von dort guter Organisation und Versorgung, wobei das Einsatzfahrzeug, mit welchem sie aus dem Münsterland aufbrachen, zu klein war, um die persönlichen Rucksäcke der Kameraden aufzunehmen.
 
Die öffentliche Kommunikation, sowohl der Politik wie auch der öffentlich-rechtlichen Anstalten, hat erneut versagt. In vielen betroffenen Gebieten sind die Leute nicht über die bevorstehenden Gefahren (welche z.B. Kachelmanns Wetterdienst umfangreich prognostizierte) gewarnt, benachrichtigt oder informiert worden.
 
WDR, SWR und andere, mit ihren Milliarden Euro Jahresausgaben, spielten in der Nacht im Radio Popmusik, im Fernsehen lief das Standardprogramm. Das Versagen der ARD hat Ex-Chefredakteur Ulrich Deppendorf genügend beklagt. Bild, FAZ und General-Anzeiger leisten gerade bessere und schnellere Arbeit in der Katastrophe, als die milliardenschweren Heimatsender.
Offensichtlich werden jahrelange, falsche Akzente in der Ausgabe von Milliardengeldern, die zwar theoretischen Klimaschutz unterstützen, aber keine praktischen Unwettersicherungen.
 
Ich appelliere daher an alle Verantwortungsträger, besonders die auf Bundesebene, sich dieser gefährlichen Lage bewusst zu werden und die Gefahrenlage als nationale Herausforderung anzuerkennen!
 
Die gilt es jetzt gemeinsam anzupacken. Das wichtigste Thema ist jetzt schnelle, direkte Hilfe und langfristig besserer Hochwasserschutz und Warnsysteme, die den Leuten in den umgehend und nicht erst in ein paar Jahren zur Hilfe kommen. Wer die Katastrophe für seine parteipolitischen Spiele und den Wahlkampf nutzt, macht dies auf dem Rücken der Opfer und sollte sich schämen.
 
Ich appelliere an den Bundestag, die Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen in einer Sondersitzung zu besprechen und Maßnahmen zu verabschieden, die den Wiederaufbau der Region unterstützen.
 
Ich appelliere an die Landesregierungen, sich an dem Notfall besonders in Form von Rettungs- und Hilfsdiensten zu beteiligen. Ich appelliere an das Bundesinnenministerium und an Bundesminister Seehofer, alle möglichen Wege zu prüfen, wie auch der Bund pragmatisch und unbürokratisch die betroffene Region unterstützen kann, sowohl in der Koordination, als auch der konkreten Hilfe vor Ort.
 
Ich appelliere daran, mit derselben Solidarität und mit derselben Hilfsbereitschaft den betroffenen Mitbürgern zur Seite zu stehen, wie beim Elbehochwasser 2002 – es heißt jetzt klotzen, nicht kleckern.