Umweltsau reicht nicht, jetzt muss auch noch das Gedenken an die Shoah zertrampelt werden

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den Skandal um das „Umweltsau“-Lied noch nicht verdaut, da schießen die Verantwortlichen den nächsten Bock. Sabine Müller vom Hessischen Rundfunk kommentiert bei der Tagesschau den Gedenktag in Yad Vashem auf eine Weise, die sich gewaschen hat. Es sei eine „vertane Chance“ gegen Antisemitismus gewesen. Denn einzig der deutsche Bundespräsident habe sich „würdig“ benommen. Wie sehr sie hier daneben lag, zeigt sich vor allem am Umstand, dass Steinmeier es schaffte, den neu einwandernden Antisemitismus mit keiner Silbe zu erwähnen, Selbstkritik wäre auch zu viel erwartet.

Dagegen hätten Russland und Israel die Veranstaltung „überschattet“.

Ja, richtig gelesen. Israel, das lebendige Bauwerk gegen Antisemitismus, das deutlichste Zeichen des „Nie wieder!“ gegen die Shoah – dieses Israel „überschattet“ die eigene Gedenkveranstaltung. Der jüdische Staat „kaperte“ die Veranstaltung und machte sie zu einer „erinnerungspolitischen Privatparty“. „90-jährige, 100-jährige Holocaust-Überlebende“ ließ man warten, wie „bestellt und nicht abgeholt“ – offensichtlich gibt es trotz Milliardeneinnahmen niemanden in der Redaktion, der solche Stilblüten mal Korrektur liest, während man sonst bei jedem falsch gesetzten Komma Sondersendungen ausstrahlt.

Die Nachfahren der Täter rüffeln die Nachfahren der Opfer.

Die moralische Selbstvergötterung in einigen Redaktionsetagen führt dazu, dass man sogar besser als die Israelis weiß, wie man der Opfer richtig gedenken muss. Dass die deutsche Position bei dem Thema belastet ist, darauf kommt niemand. Viel zu überzeugt ist man davon, aus den Fehlern gelernt zu haben – da darf man auch mal Israel belehren, das mit seinem Nationalismus und Netanyahus klarer Linie rückschrittlich denkt.

Dass es aber noch eine Welt außerhalb Deutschlands gibt, merkt man spätestens, wenn die Jerusalem Post den Fall belichtet. Hierzulande feiert der ÖRR Steinmeier als Held, in Israel hat man dagegen seine Glückwünsche zur Iranischen Revolution bis heute nicht vergessen. Und wenn wir schon von einer „Privatparty“ reden: ja, das war es auch, in gewisser Weise. Es war eine israelische Veranstaltung, bei der Deutschlands Vergangenheit verziehen wurde und bei der wir freundlicherweise eingeladen waren. Aber auch die beste Veranstaltung leidet, wenn sich die Gäste wie Sau benehmen.

Seit Jahren verhalten wir Deutschen uns gegenüber Israel bescheiden. Iran-Deal, UN-Abstimmungen, jahrelange taktische Spielchen bis zum Verbot der Hisbollah uvm. Dennoch durfte erstmalig ein Bundespräsident in Yad Vashem sprechen. Was für eine Geste!

Und dann kommt die Tagesschau und zertrampelt es gleich wieder. Traurig und beschämend, aber dieser öffentlich rechtliche Rundfunk hat sowas von fertig!