Briten wählen ihre Freiheit

Die Unterhauswahl in Großbritannien war vor allem eins: eine rote Karte gegen die politischen Vertreter, die sich über basisdemokratische Entscheidungen hinweggesetzt haben.

Wie man jetzt auch immer zum Brexit stehen mag: offensichtlich haben die Briten die Nase voll, dass man ein mittlerweile drei Jahre beschlossenes Votum ignoriert.

Theresa May – das war wohl das Gefühl – hat diese Entscheidung eher verzögert und war nie von der Sache überzeugt. Und Jeremy Corbyn hat sich zuletzt nie wirklich für eine klare Ansage erwärmt, weil er vor der eigenen Wählerschaft Angst hatte.

Soviel übrigens auch dazu, wenn man Labour zum „Remain“-Lager zählt. Einzig Boris Johnsons klare Ansage hat am Ende gezogen: „Get it done“. Das hat am Ende sogar walisische Bergarbeiter dazu gebracht, für einen Tory zu stimmen. Liebe SPD, pass gut auf!

Viel spannender ist natürlich, wie man hierzulande das Ergebnis bewertet. Da war die grüne EU-Vordenkerin Ulrike Guérot. „So müssen sich die Leute 1933 gefühlt haben“, schrieb sie in einem nunmehr gelöschten Tweet. Oder Renate Künast, die davon fachsimpelte, dass sie in einer EU voller Frieden nach zwei Weltkriegen aufgewachsen sein.

Ganz abgesehen davon, dass Künast die EWG mit der EU verwechselt: vielleicht sollte man sie daran erinnern, dass es nicht die Briten waren, welche die beiden Weltkriege begonnen haben. Bisher hat es das Vereinigte Königreich ja eher ausgezeichnet, dass man auf der Siegerseite der Geschichte stand.

Getoppt wird das von den ZDF-Nachrichten, die vorrechnen, dass ja eigentlich die Grünen im UK die wirklichen Gewinner seien. Die hätten ihr Ergebnis immerhin um über 60 Prozent gesteigert. Blöd nur, dass das weniger als 3 Prozent der Stimmen sind und auch nicht mehr als ein einziger Parlamentssitz. Dass Johnson nur wegen Corbyn und seiner Lügen gewonnen habe, ist sowieso beschlossene Sache. Zitat von ZDF-Chefredakteur Peter Frey: „So hatte Großbritannien die Wahl zwischen einem lauten Clown und einem skurrilen Außenseiter. In einer Phase extremer Verwirrung haben sich die Wähler für den Lauten entschieden, der auch vor Lügen nicht zurückschreckte.“

Aber so funktioniert heute eben das Zweite Deutsche Framing-TV, bei dem man immer öfter danach suchen muss, ob es überhaupt noch Unterschiede zur Grünen-Pressestelle gibt.

Die deutsche Politik und die deutsche Presse sind beleidigt. Beleidigt, weil die Briten nicht so abgestimmt haben, wie sie es wollten. Die älteste europäische Demokratie entschied sich tatsächlich demokratisch und das auch noch mit sehr deutlichen Mehrheiten.

Unfassbar für die stets unabhängige und objektive deutsche Medienmacht, deren Strahlkraft nun nicht bis rüber auf die Insel gereicht hat. Mit Demokratie kann man offensichtlich nicht so gut umgehen, wenn die Falschen gewinnen.

Dass es genau diese Art der Bevormundung war, nämlich damals, als Frau Merkel ganz Europa ihren Migrationskurs diktierte, der mit elementar zum Brexit-Votum führte, hat man nicht nur vergessen, sondern regelrecht verdrängt. Dass eine von der Leyen quasi vom Himmel in der Kommissions-Chefsessel fällt – geschenkt. Zum Glück kann man noch konstatieren, dass Flintenuschis gehorsame Vorstöße in Sachen europäischer Weltklima-Rettung rechtzeitig kamen, so dass jeder normal tickende Brite einen erneuten exemplarischen Beleg über den Geist dieser „europäischen Union“ präsentiert kam.

Aber deutsche Medien und deutsche und europäische Politik werden weiterhin belehren. Versprochen. Dass man dabei die Polen, Ungarn, Italiener, Amerikaner, Russen, Israelis und je nach Laune auch die Österreicher beleidigt, bemerkt man dabei in der eigenen Empörungsblase gar nicht mehr.

Wer solche Freunde hat, braucht sich über den Brexit nicht zu wundern. Good luck, guys! Ohne echte Freiheit ist halt alles einfach nichts!